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Neue Domainnamen auf Tauglichkeit prüfen

GeneratorEs ist heute schon schwierig genug, einen noch freien Domainnamen zu finden. So gut wie jeder Eigenname, jedes Sub- und Adjektiv, generische Worte aber auch zusammengesetzte, ungewöhnliche Wortkombinationen sind mittlerweile als Domain vergeben. Ja sogar bei willkürlich zusammengewürfelten Buchstaben die ein Fantasiewort ergeben, sind viele Domains schon registriert. Und selbst wenn man dann endlich einen noch freien Domainnamen gefunden hat, ist man noch nicht am Ziel. Ein paar Dinge sollten dann nämlich vorab noch überprüft werden, z.B. ob der Domainname bereits als Firmen- oder Markenname existiert, ob der Domainname schon als Benutzername in Sozialen Netzwerken herum geistert oder vielleicht in einer anderen Sprache eine ungünstige Bedeutung hat. Ich stelle euch in diesem Artikel eine einfache, dreistufige Vorgehensweise vor, die euren neuen Domainnamen auf Tauglichkeit prüft.

Rechtlicher Hinweis: Auch wenn die Ausführungen in diesem Artikel nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und geschrieben wurden, stellen sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit und keine Rechtsauskunft dar. Der Autor übernimmt keinerlei Haftung für direkte oder indirekte Schäden, die durch die Anwendung der in diesem Artikel gegebenen Tipps entstehen könnten! Wenn ihr rechtliche Sicherheit bei der Wahl eures Domainnamen benötigt, solltet ihr euch an einen Fachanwalt für Internet-/Domainrecht wenden.

Vorab: Wie finde ich den passenden Domainnamen?

„Am Anfang war das Wort…“ – in diesem Fall der Domainname. Der Prozess der Namensfindung für ein Website-Projekt ist nicht so leicht, wie manche vielleicht denken würden. Wenn ihr schon (mindestens) einen Domainnamen für eure Website auserkoren habt, könnt ihr direkt zu Kapitel 1 springen. Oder ihr gleicht zuvor euren Namenskandidaten noch mit den Tipps weiter unten ab.

Vor allem heutzutage muss man schon recht kreativ sein, wenn es um Domainnamen geht. Weniger Brainstorming braucht man wahrscheinlich, wenn man einen Domainnamen für eine Firma bzw. bestehenden Firmennamen finden möchte (Allerdings ist auch da Vorsicht geboten, wie noch in Kapitel 2 und 3 zu lesen ist). Generell möchte man natürlich etwas möglichst einprägsames, das sich gut mit dem Projekt assoziieren lässt. Als Anhaltspunkte könnt ihr euch daran orientieren:

  • So kurz wie möglich: Domainnamen sollten so kurz wie möglich sein, ohne dass natürlich der Wortsinn verloren geht. Leider sind wahrscheinlich bereits so gut wie alle Domainnamen zwischen zwei und acht Zeichen sowie generische Begriffe aus dem Wörterbuch vergeben. Da gilt es, kreativ zu sein.
  • Einprägsam: Der Domainname sollte leicht zu schreiben und auszusprechen sein. Damit lässt er sich auch leichter merken. Außerdem sollte er resistent gegen Schreibfehler sein („Wie schreibt man noch gleich ‚Analyzer‘?…“). Benutzt ein Trennzeichen wie den Bindestrich für zusammengesetzte Domainnamen (also besser meine-neue-domain.de statt meineneuedomain.de).
  • Rechtlich unproblematisch: Benutzt keine rechtlich geschützten Markennamen (z.B. microsoft-hilfe.de oder der-mercedes-club.de), auch nicht ähnlich klingende Namen (z.B. koka-kola.de oder samsunng.com). Ebenfalls ist Vorsicht geboten bei der Verwendung von Eigennamen wie z.B. Stadtnamen. Zum Beispiel kann elektriker-hamburg.de schnell zu rechtlichen Problem wegen unlauteren Wettbewerbs führen. Was ihr für die rechtliche Absicherung tun könnt, lest ihr in Kapitel 2.

Keine Lust, selbst einen Domainnamen zu ersinnen? Ihr könnt euch auch Domainnamen generieren lassen und aus den automatisch generierten Namen die Kandidaten aussuchen die euch gefallen. Ein paar gute Dienste dazu hatte ich in diesem Artikel bereits vorgestellt.

1. Technische Prüfung

Der Wunschname ist also gefunden, idealerweise hat man sich gleich eine ganze Liste mit potenziellen Kandidaten erstellt. Jetzt gilt es im ersten Schritt zu prüfen, ob der Domainname überhaupt noch zur Verfügung steht. Sozusagen die rein technische Prüfung der Verfügbarkeit. Dies ist der einfachste Part. Einen hervorragenden Dienst bietet dazu die Seite namecheck.com: Nach Eingabe des Wunschnamen prüft Namecheck die Verfügbarkeit mit den gängigen Top-Level-Domains (TLD) wie .com, .net, .org, .de, sowie einiger neuer Endungen wie .club, .web, .company, .today usw. Ein sehr nützliches Extra ist die Prüfung in sozialen Netzen. So seht ihr sofort, ob der gewünschte Domainname bereits als Benutzername auf Facebook, Twitter & Co. vergeben ist. Das ist wichtig, wenn ihr später auch mit eurem Projekt bzw. Domainnamen in den sozialen Netzen vertreten sein wollt. Außerdem kann es schon erste Hinweise auf inhaltliche Kollisionen geben, wie im letzten Kapitel beschrieben.

Namecheck.com

Schnelle Prüfung auf freie Domainnamen

Im Beispiel oben ist der gewünschte Domainname für die Top-Level-Domain .de schon vergeben, für anderen Endungen jedoch noch frei. Trotzdem sollte man sich nicht zu früh freuen und zuerst ausschließen, dass es evt. zu (Interessen-)Konflikten kommen könnte wenn man denselben Domainnamen unter einer anderen TLD verwendet.

2. Rechtliche Prüfung

Der nächste Schritt – die rechtliche Prüfung des Domainnamens – ist leider durchaus nötig. Und zumindest für Firmen/Projekte/Marken Pflichtprogramm. Nutzt ihr nämlich (egal ob absichtlich oder versehentlich) einen geschützten Markennamen oder auch nur ähnlich klingende Namen in eurem Domainnamen, kann das ein sehr teures Unterfangen für euch werden, wenn die erste Abmahnung in eurem Briefkasten landet. Wie schon in der Einleitung angerissen, sollte der Domainname rechtlich unproblematisch sein. Er sollte also keine Markennamen (Trademarks) enthalten, auch nicht in ähnlicher Schreibweise. Stadtnamen sind ebenfalls ein heißes Pflaster, falls der Domainname insgesamt zu allgemein gehalten ist.

Eingetragene Marken sind beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) ermittelbar. Das DPMA hat dazu eine Infoseite zum Thema Markenrecherche eingerichtet und bietet mit dem Service „DPMAregister“ sogar die kostenfreie Recherche in der eigenen Datenbank an. Zusätzlich zu den deutschen Marken können sogar (unter Vorbehalt und ohne Gewähr) Gemeinschaftsmarken (EM) und International registrierte Marken (IR) mit Schutzwirkung Deutschland recherchiert werden. Allerdings findet generell keine Ähnlichkeitsprüfung statt.

Um euch wirklich umfassend rechtlich abzusichern, solltet ihr entweder einen Fachanwalt für Internet-/Domainrecht einschalten oder einen professionellen Markenschutz-Service wie tulex in Anspruch nehmen. Dort wird sogar eine kostenlose Markenrecherche angeboten, die zumindest bereits den deutschen Bereich abdeckt und auch Treffer mit einer bestimmten Ähnlichkeit anzeigt:

tu-trademark-eng

Markenrecherche mit tulex

Der von einem Domainname-Generator erzeugte Zufallsname „ubaya“ bringt bereits bei der Suche mit der kostenlosen Markenrecherche einen Treffer. Der Begriff „Ubaya“ ist markenrechtlich schon geschützt. Damit ist dieser Domainname für uns als Kandidat endgültig gestorben (sofern diese Marke natürlich nicht durch uns selbst geschützt wurde). Mehr Sicherheit und Informationen bekommt ihr mit den kostenpflichtigen Diensten von tulex, wie z.B. der Marken-Ähnlichkeitsrecherche und dem Kurzgutachten.

3. Semantische Prüfung

In meiner Ausbildung zum Fachinformatiker wurde ich bei der Softwareentwicklung schon früh auf den Unterschied zwischen syntaktischen und semantischen Fehlern gestoßen. Der erstere ist sozusagen rein „technischer“ Natur, z.B. ein falsch geschriebener Befehl oder eine schließende Klammer vergessen. Syntaxfehler sind meist leicht auszumachen und zu korrigieren. Semantische Fehler hingegen sind oft fiese Schweinehunde, denn obwohl technisch alles korrekt ist, kommt nicht das erwartete Ergebnis heraus. Das Problem liegt in der (Be)Deutung von Dingen (Semantik = Bedeutungslehre). So sollte nun auch der neue Domainname überprüft werden, ob er nicht vielleicht inhaltlich etwas bedeutet oder für etwas verwendet wird, das ihr lieber vorher gewusst hättet. Alles was ihr dazu benötigt ist eine Suchmaschine und eine Sprachübersetzungssoftware. In diesem Fall liefert uns Google für beides das richtige Werkzeug (Der Google Übersetzer hat zwar seine Schwächen beim Übersetzen ganzer Sätze, die Spracherkennung ist allerdings sehr praktisch für unsere Zwecke).

Die semantische Prüfung des Domainnamen ist nur bedingt nötig. Nämlich hauptsächlich dann, wenn es sich um „Fantasienamen“ handelt oder um nicht aus dem eigenen Sprachgebrauch stammende Worte/Kombinationen. Domainnamen wie „vorname-nachname“, „zahnarztpraxis-holgemann“ oder „der-zauber-blog“ benötigen normalerweise keine semantische Prüfung.

3.1 Auf dem Radar

Der neue Domainname sollte vor der Einführung möglichst wenig auf dem „Radar“ auftauchen. Je stärker ein Begriff oder eine Wortkombination bereits im Internet vertreten ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Domainname als Begriff bereits „verbrannt“ ist. Erste Hinweise liefert Google Suggest (oder auch „Google Autocomplete“): Sobald ihr etwas in das Suchfeld der Google-Suche eingebt, erscheint darunter eine Liste mit häufig verwendeten Suchphrasen zu diesem Begriff. Ein Beispiel:

Google Suggest

Google Suggest

Unser Zufalls-Domainname „ubaya“ aus Kapitel 2 schied zwar schon durch die rechtliche Prüfung aus. Wir bleiben zu Anschauungszwecken aber vorerst dabei. Dieser Begriff lieferte direkt einige Google Suggest-Vorschläge. Bereits jetzt kann man in diesem Fall stark davon ausgehen, dass dieser Name schon von einer Institution verwendet wird und damit für uns eher nicht in Frage kommt. Das ist aber nur ein Anhaltspunkt. Gewissheit bekommt man durch die Auswertung der Suchergebnisse:

Google Domainname-Suche

Die Treffer zum Domainnamen sollten analysiert werden

Zu 1.: Fast eine halbe Million Ergebnisseiten wurden zu dem Begriff gefunden. Unser gewünschter Domainname ist also anscheinend schon fleißig in Gebrauch. Bei generischen Worten wie Buch, Hotel, Auto, kaufen, jetzt, usw. ist dies nicht weiter schlimm, da sie ja zum normalen Sprachgebrauch gehören. Allerdings sind generische Domains heiß begehrt und wahrscheinlich schon allesamt vergeben. Wenn bei Eigen- oder Fantasienamen viele Suchergebnisse auftauchen, sieht es schon schlechter aus.

Zu 2.: Eine indonesische Universität trägt bereits unseren gewünschten Domainnamen im eigenen Namen. Damit scheidet unser Namens-Kandidat (zum zweiten Mal) aus. Die Verwechslungsgefahr (von rechtlichen Problemen mal ganz abgesehen) sollte man sich besser ersparen.

Zu 3.: Auch die Bildersuche zeigt inhaltlich relevante Beiträge zu unserem Domainnamen. In diesem Fall handelt es sich um das Logo der bereits identifizierten Universität. Wenn hier zu dem gesuchten Domainnamen auffällig viele Bilder z.B. zu einem bestimmten Produkt oder in einem zwielichtigen Kontext auftauchen, sollten die Alarmglocken läuten. Denn dann scheint der Domainname oder ein Bestandteil davon noch in einem anderen Bezugsrahmen verwendet zu werden. In diesem Fall sollte man doch besser einen alternativen Domainnamen wählen.

3.2 Je kuongea Kiswahili?

Vielleicht überwiegend nur für Marketingabteilungen relevant: Was bedeutet der Domainname eigentlich in einer anderen Sprache wie suaheli oder japanisch? Hier kommt es eben auch auf die Sprache sowie den kulturellen Hintergrund an. Es gibt viele Beispiele für peinliche Ausrutscher, weil der verwendete Firmen- oder Produktname in einer anderen Sprache (geschrieben oder ausgesprochen) eine ungewollte Bedeutung hat. Hier eine kleine Auswahl:

  • „Pinto“, nach dem ein Modell von Ford benannt ist, steht in Brasilien für „kleiner Penis“
  • Der russische Gas-Konzern Gazprom und seine Partner aus Nigeria gründeten ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen „Nigaz“, was ausgesprochen wie „Niggers“ klingt – eine Erklärung ist wohl unnötig.
  • In den USA gibt es ein Katzenfutter mit dem Namen „Kinki“. In England wird dies als pervers („kinky“) verstanden.
  • Elster, die Software zur Erstellung der elektronischen Lohnsteuererklärung für deutsche Finanzämter, ist ausgerechnet nach der diebischen Vogelart benannt.

Zugegeben, für einen kleinen privaten Blog oder eine rein lokale/nationale Internetpräsenz spielt die Bedeutung des Domainnamens in anderen Sprachen wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, nutzt den Google Übersetzer. Auf der linken Seite wird in der Sprachleiste die Option „Sprache erkennen“ ausgewählt und in das Textfeld der Domainname eingegeben. Auf der rechten Seite wird die Sprache „Deutsch“ ausgewählt:

Google Translate

Was bedeutet unser Domainname eigentlich in einer andern Sprache?

Die Spracherkennung des Google Übersetzers funktioniert schon recht passabel und erspart einem, sämtliche Sprachen durchklicken zu müssen. Im Beispiel oben erkannte Google einen anderen Zufallsdomainnamen „tulala“ als Wort „Idiot“ in der Sprache Tagalog. Inwiefern uns das jetzt stört, muss jeder für sich entscheiden. Man sollte sich vielleicht auf relevante, die am häufigsten gesprochenen Sprachen beschränken, wie Englisch, Chinesisch, Spanisch, Russisch, Französisch, Hindi, usw. Dabei spielt allerdings nicht nur das geschriebene Wort eine Rolle, sondern auch die Lautschrift bzw. Aussprache. Hier stößt dann aber selbst Google an seine Grenzen, denn der Übersetzer prüft natürlich nur die Schreibweise und nicht die Aussprache/Phonetik.

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1 Kommentar

Matteo Sanfilippo
15. September 2016 um 13:00 Uhr

Guter Artikel, danke. Bin hier gelandet weil ich das Thema selbst immer wieder habe und gerade nach den neuen Domainendungen auf der Suche war.

Hmm, bei domaincheck.com bin ich mir nicht so sicher, ob die wertvollen Recherchen dort gut aufgehoben sind (siehe Domain name front running). Lieber sehe ich nach wie vor händisch nach, bei domainr.com – dort wird explizit kommuniziert, dass kein DNFR betrieben wird.



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