Posteo – Der günstige und sichere Mailprovider
Nach über 10 Jahre bei GMX wechsle ich aus mehreren Gründen nun den Mailprovider. Zum Einen weil ich den ganzen zusätzlichen Schnickschnack wie Mediacenter und Inklusiv-SMS nicht benötige aber trotzdem mitbezahlen muss. Zum Anderen weil die großen deutschen Mailprovider GMX und Web.de wegen ihrer teils aggressiven Marketingstrategien schon öfter negativ aufgefallen sind. Zuletzt mit ihrer sehr fragwürdigen Anti-Werbeblocker-Aktion.
Auf der Suche nach einem werbefreien, günstigen und sicheren Mailprovider bin ich auf Posteo gestoßen. Posteo ist ein kleines deutsches Unternehmen, das seinen E-Mail-Dienst seit 2009 anbietet. In letzter Zeit hat Posteo einen immer größeren Zulauf und verzeichnet momentan nach eigenen Angaben eine jährliche Wachstumsrate von über 100%.
Das bekommt ihr bei Posteo
Für nur einen Euro pro Monat erhaltet ihr ein 2GB E-Mail-Postfach mit synchronisier- und verschlüsselbarem Kalender und Adressbuch. Der Speicherplatz lässt sich gegen einen kleinen Aufpreis stückweise aufstocken. Sowohl das Postfach als auch die Weboberfläche sind komplett werbefrei. Der Account hat keine langen Vertragslaufzeiten sondern lässt sich jederzeit kündigen, die Bezahlung erfolgt auf Prepaid-Guthaben-Basis.
Besonderen Wert wird auf Sicherheit und Datenschutz gelegt, wie z.B. auch schon bei heise und softonic zu lesen war: Sowohl die Anmeldung als auch die Bezahlung erfolgt anonym. Der Zugriff erfolgt TLS-verschlüsselt und mittels dem modernen Perfect Forward Secrecy, was selbst einige große Provider noch nicht implementiert haben. Die Posteo-Server stehen in hochsicheren deutschen Rechenzentren und die Server-Festplatten sind zusätzlich AES-verschlüsselt. Ein effizienter Viren- und Spamfilter darf natürlich auch nicht fehlen, und durch IP-Stripping wird eure IP-Adresse aus dem Mailheader entfernt.
Ein weiteres Steckenpferd von Posteo ist die Nachhaltigkeit. Posteo ist grün. Der komplette Strombedarf wird von Greenpeace Energy geliefert. Auch die Büroausstattung, das verwendete Recycling-Papier, schadstoffarme Hardware, alles ist nach Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt. Posteo wirtschaftet komplett schuldenfrei. Rücklagen bei der Umweltbank und regelmäßige Spenden an Umwelt-NGOs gehören ebenfalls zum Programm.
Meine ersten Eindrücke
Posteo war mir von Anfang an sympathisch, nicht zuletzt auch wegen der ehrlichen Firmenphilosophie. Es geht nicht um Gewinnmaximierung sondern um die Idee einer günstigen, sicheren und werbefreien Alternative. Sicherheit, Daten- und Umweltschutz werden bei Posteo groß geschrieben.
Da ich erst seit Kurzem bei Posteo bin, kann ich natürlich noch keine Langzeiteindrücke zu Performance und Erreichbarkeit liefern. Bisher arbeitet der Empfang und Versand jedoch einwandfrei und schnell. Die Weboberfläche ist einfach und schlicht gehalten, und liefert alle Grundfunktionen. Wobei das für mich nebensächlich ist, da ich weiterhin wie gehabt mit Mailprogrammen wie Thunderbird/Outlook (PC) und K-9 Mail (Smartphone) arbeite.
Spam bleibt draußen
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Umgang mit Spam-Mails. Während bei den meisten Mailprovidern verdächtige E-Mails in einen besonderen Ordner wandern, werden bei Posteo als Spam eingestufte Mails gar nicht erst angenommen. Stattdessen wird eine Reject-Meldung an den Absenderserver zurück geschickt. Dieser informiert dann den Absender, dass die Mail nicht zugestellt werden konnte. Es geht also keine E-Mail verloren, der Absender hat die Möglichkeit die Gründe für die Einstufung als Spam abzustellen oder den Empfänger anderweitig zu kontaktieren. Generell erfolgt die Spam-Einstufung bei Posteo überwiegend auf technischer Ebene (z.B. über Blacklists) und nur zum geringen Teil über eine inhaltliche Prüfung. Dadurch sollten erwünschte Mails wenn überhaupt nur sehr selten als Spam eingestuft werden. Diese Vorgehensweise spart Ressourcen und Nerven und hat nebenbei auch rechtliche Vorteile (Für E-Mails, die ihr in eurem Spamverdachts-Ordner übersehen habt, haftet ihr im Streitfall).
Die Sache mit den Alias-Adressen
Man erhält bei Posteo neben der eigentlichen E-Mail-Adresse auch die Möglichkeit, zwei Aliase einzurichten. Quasi „eine weitere, eigenständige Mailadresse“ bzw. Identität über die E-Mails empfangen und gesendet werden können. So könnte man sich z.B. ein Alias für die Anmeldung in Foren oder Gewinnspielen anlegen, um nicht seine Haupt-E-Mail-Adresse zu verbrennen. Ich verwende schon immer drei verschiedene E-Mail-Adressen für unterschiedliche Zwecke (Privat, öffentlich/geschäftlich, Web/Foren/Onlinedienste). Alias-Adressen haben allerdings einen Nachteil, der bei der Nutzung mit E-Mail-Programmen sichtbar wird: Egal über welchen Alias man eine E-Mail verschickt, im Mail-Header steht trotzdem die Haupt-Adresse. Manche Programme wie Outlook zeigen diese dann sogar noch groß und breit an. Da steht dann als Absender z.B. „<max.mustermann@posteo.de> im Auftrag von <maxi@posteo.net>„. Das ist natürlich absolut ungewollt. Doch dafür gibt es auch eine recht einfache Lösung, über die ich hier berichtet habe.
Insgesamt ist das Angebot von Posteo eine runde Sache und stellt für mich DIE günstige und sichere Alternative zu den großen Mail-Konzernen dar. Posteo wird sich natürlich noch im Langzeittest behaupten müssen. Aber ich bin guter Dinge denn der erste Eindruck ist durchweg positiv.